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Meine Geschichte
#4
Morgen wird mein Sohn getauft! Mit anschließendem Kaffeetrinken mit hoffentlich möglichst vielen Verwandten beider "Seiten".

Wie gefällt Euch meine Taufrede?


Lieber ..., liebe ... – Mama von F., lieber Herr Pfarrer , liebe Paten, liebe Familie und Freunde von ..., liebe Gemeinde,

ihr alle wisst, wie sehr xx sich gewünscht hat, dass ich heute eine Rede halte. ☺ Gute Reden sind kurz, also fasse ich mich kurz.

Heute geht es um Dich, , und damit vor allem um die Zukunft.

Deshalb will ich jetzt nicht erzählen, weshalb es für mich so wichtig war, dass Du getauft wirst. Oder weshalb ich nie und nimmer aus der evangelischen Kirche austreten werde.
Vielleicht nur kurz dieses: als ich nach dem ersten Anlauf Dich zu taufen, anstatt eines Taufgespräches mit Deinem Taufpfarrer, r, diesen um ein eher seelsorgerisches Gespräch bat, erzählte der mir u.a., dass er selbst alleinerziehender Vater von ... Kindern sei. Nach diesem Gespräch, hatte ich sinngemäß folgenden Gedanken, der mich noch sehr, sehr lange begleiten wird: „ Hallelulia, heilige Dreifaltigkeit, bin ich froh, dass wir evangelisch sind!“

Heute ist ein Fest der Freude für Dich, und darum möchte ich auch nicht wiederholen, welch schwierige Herausforderungen Deine Eltern, zu bewältigen hatten, seit dem Tag, an dem wir erfahren haben, dass Du unterwegs bist.

Statt dessen möchte ich lieber drei Dinge zitieren, deren tiefere Bedeutung ich Dir für Dein ganzes Leben wünschen möchte:

Zuerst beginne ich, zur Auflockerung, mit einem uralten Witz:
„Was ist der Unterschied zwischen einem Amerikaner und einem Europäer?
Für den Amerikaner sind 200 Jahre eine lange Zeit. Für den Europäer sind 200 km ein langer Weg.“

Als zweites ein Zitat aus einem sehr expliziten Trennungsratgeber für Väter:
„Spätes Aufarbeiten einer strittigen Trennung ist eine Psychologenphantasie, die sicher richtig wäre, aber in der Praxis selten etwas bringt.
Der Ausweg besteht darin, die eigene Angst loszulassen und die mütterlichen negativen Gefühle wie Panzerglas von Licht durchstrahlen zu lassen. Mit Diagnosen über sie muss man aufhören. Stattdessen versetze man sich in ihre Lage und überlege sich, wo ihr unbeabsichtigt Schmerz und Angst zugefügt worden sind. Man sollte einen Neuanfang vorschlagen.“

Zuletzt lese ich zwei Passagen aus einem Buch vor, welches, lieber ..., jemand der Dich mehr liebt, als sich selbst, mir zu meinem xx Geburtstag geschenkt hat:

Zunächst aus dem Kladdentext: „Kinder müssen unter der Trennung ihrer Eltern nicht leiden – es gibt Wege sie glücklich aufwachsen zu lassen. Getrennt leben, aber GEMEINSAM erziehen, das ist möglich.“

Jetzt von S. 191:
„Monika Czernin: Victor wird in die soziale Isolation getrieben. Er hat das Vertauen in die Familie seiner Ex verloren und bekommt Angst. Statt sich darauf zu verlassen, dass sie es mit seinen Kinder nach wie vor gut meinen, ist ihm Alles ein Dorn im Auge. Sein gestörtes Wohlbefinden kann ihn dazu verführen, mit einer Gegenattacke in psychologischer Kriegsführung zu reagieren.
Remo Largo: Genau das ist das Problem. Die einseitige Parteinahme der Verwandten und Bekannten bewirkt leider das Gegenteil von dem, was angezeigt wäre. Anstelle von Solidarität für die betroffenen Erwachsenen und Kinder kommt es zu einer Polarisierung und Zerstörung des Beziehungsnetzes. In der Not rückt die Verwandtschaft zusammen, und der nicht zur Familie gehörende Elternteil wird ausgegrenzt und zum Sündenbock gemacht. Ein kollektiver Racheakt. Er dient letztlich niemandem und schadet dem Kind. Sie vereinsamen und geraten in Loyalitätskonflikte.
MC: Bei mir war es eher umgekehrt. Beide Familien haben sofort beteuert, dass unsere Trennung an ihren Beziehungen zu jedem von uns nichts ändern werde. Das war sehr hilfreich und gut für unsere Tochter. Sie blieb in beiden Familien aufgehoben und wir, ihre Eltern, hatten nicht das Gefühl, dass einer dem anderen das Kind wegnehmen möchte.
RL: Auch bei mir war es so Das Verhältnis zu meine Ex-Schwiegereltern und dem Rest der Familie wurde durch die Trennung nicht beeinträchtigt. Familienfeste wie Weihnachten oder Geburtstage haben wir auch Jahre nach der Scheidung noch gemeinsam gefeiert. Für die Kinder ist auf diese Weise die Familie intakt geblieben, auch wenn Mutter und Vater an verschiedenen Orten wohnten. Es waren glückliche Umstände, und ich bin bis heute dankbar dafür.
MC: Etwas überspitzt könnte man sagen: Für das eigene Wohl und das Wohl der Kinder sollte man alles daran setzen, damit es dem Ex-Partner möglichst gut geht. Eine paradoxe, aber für alle vorteilhafte Art, mit der Scheidung umzugehen. Wem es gelingt, den kann man dazu nur beglückwünschen.“

Einen großen Wunsch für Deine Zukunft verbinde ich noch mit diesem Tag.
Nämlich, dass Du, wenn Du auf die Konfirmation zugehst, sinngemäß etwa folgendes zu mir sagen wirst: „Weißt Du lieber Papa. Es stimmt schon, wenn die Leute sagen: Du bist nicht ganz dicht. Aber dieses Ding mit der Kirche und diesem jüdischen Wanderprediger, der sich vor 2000 Jahren zur Vergebung unsrer Sünden hat ans Kreuz schlagen lassen, da ist doch echt was dran.“

In diesem Sinne, Alles wird gut, Amen.
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Meine Geschichte - von 'c' - 26-06-2011, 09:28
RE: Meine Geschichte - von 'c' - 16-07-2011, 04:48
RE: Meine Geschichte - von 'c' - 06-10-2011, 20:39
RE: Meine Geschichte - von 'c' - 09-06-2012, 20:49
RE: Meine Geschichte - von 'c' - 23-09-2012, 20:43
RE: Meine Geschichte - von 'c' - 19-10-2014, 19:51
RE: Meine Geschichte - von zeitgenosse - 19-10-2014, 22:57
RE: Meine Geschichte - von stayFather87 - 26-12-2021, 16:38

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