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Geschichtliche Entwicklung und die Hoffnung auf eine goldene Zukunft
#4
Zitat:Kapitel II - Armut --> Todessehn- und Drogensucht

- Kind erblickt das Licht der Welt, am nächsten Tag gnädigerweise auch mich
- Kontaktabbruch seitens der Mutter solange das Kind so klein ist
- Zum ersten Geburtstag wieder gesehen das Würmchen
- Papa macht Babysitter
- Kontaktabbruch seitens der Mutter aufgrund alter Streitpunkte
- Zwei Jahre später wieder gesehen das Kerlchen
- Babysitter gemacht bis zur Arbeitslosigkeit


- Kind erblickt das Licht der Welt, am nächsten Tag gnädigerweise auch mich

Die Zeit bis zur Geburt war die Hölle - mit einem Strafverfahren an der Backe wurde ich nun meiner Situation allmählich bewußt und ich begriff schließlich, daß mein Leben nun einen "Point of no return" erreicht hatte - ich mußte ihre Entscheidung akzeptieren und mich mit dem Gedanken anfreunden nun Vater eines ursprünglich bereits verhinderten Kindes zu sein. Ich versuchte Tag und Nacht die Mutter zu erreichen,

wählen..besetzt...wählen..besetzt...wählen...besetzt...wählen...besetzt...wählen...ja?... ich... klakk... wählen... besetzt... wählen... besetzt... wählen... besetzt... wählen...hör auf hier anzurufen...klack...wählen...besetzt... wählen... besetzt... wählen... besetzt... wählen... besetzt...was gibts denn?...können wir nicht wieder Freunde sein
?...das hättest du dir vorher überlegen sollen...klack...wählen...besetzt... wählen... besetzt... wählen... besetzt... wählenn.. besetzt... wählen..................... kein Anschluß unter dieser Nummer

Der Tag des Geburtstermins war gekommen - mittlerweile wollte ich das Kind unbedingt erleben und ein guter Vater sein..die Mutter war nicht erreichbar.

Ich rief sämtliche Krankenhäuser im Umkreis von 100km an, ich lief im Kreis, ich sprang gegen die Wände, ich stülpte mir eine Plastiktüte über den Kopf und versuchte mich zu ersticken..ich nahm eine leere Haarspraydose und atmete mich ohnmächtig...ich schnitt mir die Pulsadern auf und verfehlte nur um Haaresbreite die Sehnendurchtrennung - diese seelischen Schmerzen, diese Ungewissheit, ich soff mir danach jeden Tag die Hucke voll.

Dann der Anruf, komm vorbei daunddahin, das Kind ist da - auf dem Bild, dem ersten Bild mit meinem Kind in meinem Arm sah ich schlimmer und abgewrackter aus als es jemals eine Mutter tun könnte, die gerade geboren hatte - in Wahrheit habe ich dieses Kind ausgetragen und zwar in meinem Kopf, sieben Monate lang, jeden Tag aufs neue.

Ich lächelte die Mutter an mit meiner abgemagerten vom ständigen Seelenschmerz zur Fratze verkommenen Visage und bekam einen hasserfüllten Blick zurück, der mich bis ins Mark entmutigte..und da war das Kind, mein Kind..so schön wie es noch kein Baby vor ihm in meinen Augen war, so kleine Hände, so wohlgeformte Ohren, ein Mund so friedlich, so feucht vom Glück zu leben..die Besuchszeit ging vorüber.

Danach gab es noch einen Besuch mit meinen Eltern und zwei Fotos - Kind mit Opa, Kind mit Oma und die Ankündigung der Mutter, daß das Kind jetzt erstmal Ruhe braucht bis es etwas größer ist.

Ich rief nicht mehr an, ich stand nicht mehr vor der Tür und klingelte Sturm, was ich zuvor einmal auch noch gemacht hab, ich soff mir die Hucke voll und nahm Ecztazy Pillen, LSD, Cannabis und verschwand im Dunkel der drogeninduzierten Psychose.


- Zum ersten Geburtstag wieder gesehen das Würmchen

Jaja, dieser erste Geburtstag wird mir ewig in Erinnerung bleiben..ich war schweißgebadet, als ich vor der Tür ihrer neuen Wohnung stand..wie sieht das Kind aus? Werde ich es mögen? Wird es mich mögen? Und was ist wenn nicht? Das Kind lag in seiner Wiege, man konnte nur seine Haare sehen - orange! Ich muß gestehen, daß ich einige Vorbehalte gegen rothaarige Menschen habe, da eine frühere Klassenkameradin mit roten Haaren ganz eklig gestunken hat und dumm war wie die Nacht - so entstehen Vorurteile, das Kind war ein Sonnenschein..ich hätte alles für dieses Kind getan und schleimte mich ganz fürchterlich bei der Mutter ein..ich könnte ja Babysitten, damit sie ein wenig unter die Leute käme, schließlich habe sie das auch verdient in ihrer schweren Lage - damit hatte ich sie Wink

Also schön den Babysitter gemacht, wenn sie mich brauchte und ansonsten gekifft und Paranoia geschoben (Problemverlagerung ala Shalom^^) - eines Tages hatte ich dann noch ein Gespräch mit einer ihrer besten Freundinnen, die mich fragte wieso wir nicht mehr zusammen seien. Die hat mich verarscht, war meine Antwort - ich weiß nichtmal ob in Wahrheit ein anderer der Vater ist. Das erzählte die Freundin natürlich brühwarm weiter und mir wurde der Kontakt erneut verboten..also weiterkiffen und schön brav die Ausbildung fertig machen (wie ich das gemacht habe ist mir ein Rätsel, eventuell die Fügung Gottes)

- Zwei Jahre später wieder gesehen das Kerlchen

Eines Tages kam ein Anruf von ihr, ob ich nicht mal wieder auf den Kleinen aufpassen könne, sie wäre auf einer Silvesterparty eingeladen und wüßte nicht was mit dem Kind machen. Ob ich Schuhe anhatte weiß ich nicht, allerdings bin ich direkt hingeflitzt und hab noch die Wohnung geputzt aus Dankbarkeit..jaja da war ich dann kaputt, Hellrider wurde zu Hellmum's AngelBig Grin
- Babysitter gemacht bis zur Arbeitslosigkeit

Kurz danach der Zusammenbruch, Selbsteinweisung in die Psychatrie und medikamentöse Behandlung der Paranoia. Danach war dann eigentlich alles bestens, 12 Tage arbeiten, 2 Tage kind sehen, bestens außer daß jedesmal wenn ich nach Hause kam in meine einsame Welt diese Schmerzen wiederkamen - noch mit dem Rauchen aufgehört und Yoga geübt..wunderbar für den seelischen Ausgleich. Aber die Teufel die ich einst rief wurde ich nicht mehr los.

Bald hieß es
12 Tage arbeiten, 2 Tage Kind sehen, Saufen..und nochmal von vorn

Später
5 Tage Arbeiten, Saufen, Saufen, Erholen, 5 Tage arbeiten, zwei Tage Kind sehen, Saufen..und nochmal von vorn

Schließlich
Arbeiten, Saufen, Arbeiten, Erholen, Arbeiten, Saufen, Arbeiten, ... zwei Tage Kind sehen, Saufen.

Tjoa, und dann hieß es ich wäre ein Säufer, was mir schließlich eine weitere Erfahrung mit dem Selbstbehalt einbrachte^^




Ich muß noch dazu sagen, daß ich ein richtig toller Papa war - Unterhalt gezahlt, Klamotten gekauft fürs Kind und immer zu Silvester haben wir eine super Spieleparty gefeiert. Außerdem glaube ich, daß ich seinen schönen Blick auf die Welt aufs vollste unterstützte und stets in seinem Sinne gesprochen hab.

Das war allerdings keine Absicht, denn weil ich bereits als Persönlichkeit tot war fiel es mir sehr leicht die Welt durch die Augen der anderen zu betrachten und ihre Meinung zu teilen. Im Grunde genommen ist dies die göttliche Fügung an die ich heute in meinem Wahn glaube: Ich bin ein Superheld, weil ich nichts mehr bin - deswegen kann ich in alle Köpfe wandern und deren Ansichten reflektieren, alle Menschen verstehen in ihren Absonderlichkeiten - ich bin ein Beobachter, der irgendwo auf einer Wolke sitzt und sich über das lächerliche Treiben der Menschen um Anerkennung, Macht und Selbstüberschätzung lustig macht und dennoch stets mit einem weinenden Auge ihre Armseligkeit betrauert.

Aber besser noch armselig als gar keine Seele..ich stelle mich also hinten an.
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RE: Geschichtliche Entwicklung und die Hoffnung auf eine goldene Zukunft - von Shalom Aleichem - 14-01-2011, 21:22

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