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Vier Jahre paritätisches Wechselmodell
#14
Lieber Speedy, liebe Leser,

ich habe mich lange hier nicht beteiligt. Zu verschieden sind die Auffassungen über Trennungen und wie man damit umgehen sollte, wahrscheinlich so verschieden wie das Leben selbst. Ich habe zwei Kinder, mein Sohn ist 11 Jahre, meine Tochter, die ich noch nie gesehen habe, ist bald sechs Jahre. Beide Kinder sind von verschiedenen Müttern. Mein Sohn hat von seinem dritten bis zu seinem siebten Lebensjahr im Wechselmodell gelebt. Nachdem der Antrag der Mutter auf Übertragung des ABR beim Amtsgericht abgelehnt wurde, wurde auch das bereits vorher praktizierte Wechselmodell festgeschrieben als konsequentes Wochenwechselmodel. Selbst das Anrufen des Kindes in der Woche, da es beim jeweils anderen Elternteil war, wurde von der Mediatorin/Psychologin nicht gutgeheißen, also auch nicht von uns praktiziert. Jeder sorgte für unser Kind in seinen Wochen und keiner zahlte dem anderen Unterhalt. Kindergeld und alle großen Kosten (Kindergarten, KV) wurden geteilt. Die Übergaben erfolgten ohne Kontakt und Kommunikation - einer brachte unseren Sohn montags zum Kindergarten, der andere holte ihn dort am Nachmittag ab. Das klappte bis zu den Weihnachtsferien in der 1. Klasse. Damals äußerte unser Sohn überdeutlich, dass er nur noch beim Papa leben wolle. Ohne Rücksprache, sondern per Mail teilte mir die Mutter mit, dass unser Sohn fortan bei mir leben solle. Hintergrund für diese Entscheidung ist ihre Loyalität dem neuen Partner gegenüber, den unser Sohn nicht nur abgelehnt, sondern bekämpft hat. Seitdem lebt unser Kind im Residenzmodell und ist glücklich damit. Seine Mutter könnte er jederzeit sehen, doch diese will das nicht. Nach vier Jahren vernünftig geregeltem Umgang hat seine Mutter diesen mittlerweile eingestellt. Um der Frage zuvorzukommen, seit dem Ende des Wechselmodells erhält unser Kind von seiner Mutter Unterhalt, den ich gerichtlich durchsetzen musste, obwohl sie mit ca. 10'000 Euro bereinigtem Nettoeinkommen - sie ist Zahnärztin- über ausreichend finanzielle Mittel verfügt. Erst seit einem Jahr zahlt sie nun auch Tabellenstufe 10 (obwohl diese bereits bei 5001 Euro endet), wie vom Gericht festgelegt, davor hat sie lediglich Tabellenstufe 2 gezahlt.
Fazit: das Wechselmodell ist besser geeignet als das Residenzmodell, Kindern beide Eltern zu erhalten. Es funktioniert auch, wenn die Kommunikation zwischen den Eltern gering ist, aber alle wichtigen Vereinbarungen getroffen sind. Das Wechselmodell stößt an Grenzen, wenn beide Lebenswelten zu weit voneinander getrennt sind, denn Kinder haben für gewöhnlich eine Schule, einen Freundeskreis, beständige Freizeitwelten. Diese müssen von beiden Eltern garantiert werden.
Wenn ihr mich nun fragt, welches Modell - da ich beide kenne - ich als besser empfinde, kann ich das nicht eindeutig beantworten. Mehr innere Zufriedenheit erlebe ich bei unserem Kind jetzt, da er bei mir lebt. Immer wieder enttäuscht ihn seine Mutter, wenn er sie z.B. zu einem seiner Konzerte einlädt und dann trotz Ticket doch nicht kommt. Eine Lücke ist entstanden, die ich nicht füllen kann, so sehr ich ihn liebe. Ich kann ihm nur meine Zuwendung geben, die Abwendung seiner Mutter kann ich nicht ausgleichen. So bleibt vielleicht die Erkenntnis, dass es den einen "richtigen" Weg nicht gibt.
Sorgerecht ist Menschenrecht, unabhängig vom Geschlecht!
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RE: Vier Jahre paritätisches Wechselmodell - von Raban - 10-12-2016, 10:16

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