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Unterhalt nicht eingeklagt
#1
Unterhaltsverzicht – Schnapsidee

Nachdem ich lange mehr oder weniger aktiver Mitleser war, möchte ich meine Geschichte vorstellen. Ich bin gleichzeitig Sohn und Mann, so dass man erahnen kann, dass es hier mehrere Teile ergibt. Vielleicht erheitert es den einen oder anderen, vielleicht bekomme ich aber auch noch meine Absolution hier.

Leider bin ich zum Schluss gekommen, dass man den mit meisten Männern sprichwörtlich hart ins Gericht gehen oder mit totaler Vernichtung drohen muss, bevor selbige nochmal nachrechnen und auf wundersamer Weise doch noch Geld für den Nachwuchs finden, Forenmitglieder natürlich ausgenommen.

Erst einmal zurück in die 90er. Den alten Staat gibt es nicht mehr. Da war da noch eine ganz normale Scheidung nach altem Recht, jeder darf für sich selbst sorgen, ausgenommen die Kinder, denen wurde ein Titel über 100 DDR Mark ausgestellt. Soweit so fair.

Plötzlich gibt es die DDR Mark auch nicht mehr und von dem neuen Geld hat man nie ausreichend. Da Papa der Meinung war wir haben den Titel nicht auf DM umstellen lassen, bräuchte er nichts mehr zu zahlen. Sei es drum. Uns ging es recht gut, also warum noch extra Geld herauspressen. So hatte sich die Sache mit dem Unterhalt erstmal für einige Jahre erledigt.

Ein paar Jahre später: Zeiten ändern sich, Sohnemann studiert und ist kurz vor dem Ende. Bafög gibt es nicht mehr wegen Überziehung, Mamma kann gerade so den halben Bedarf aufbringen. Also auf zum Sozialamt und nach einer Beratung gefragt. Dort wurde der zukünftige Akademiker brüsk abgewimmelt, mit der Begründung, dass ja er ja noch unterhaltspflichtige Eltern hätte. Wir geben nichts, war die Antwort, auch keine Beratung.

OK. Papa angeschrieben, nichts, Fristsetzung nichts, Gerichtstermin geplatzt, weil Papa gerade am Vortag eine Anwalt aufgesucht hat. Er hat es einfach schleifen lassen und gehofft es würde an ihm vorrübergehen.

Den Ausgang Gerichtprozesses möchte ich hier einmal hervorheben, entweder als Vorlage für „Bitte Lachen Sie jetzt“ oder als Vorschlag für die „Bundessohnsmedaille“. Ich war wirklich der Meinung, dass ich Papas beste Sohn wäre. Im Ausgang wollte mich mein eigener Anwalt verprügeln, der gegnerische Anwalt hat gerade angefangen seinen Mandaten eine Ohrfeige zu verpassen, aber der Reihe nach:

Der Richter hatte mit der Güteverhandlung angefangen: Sohn braucht für 6 Monate Unterhalt, Papa was möchtest du zahlen? "Nichts", war die Antwort. „Der Junge soll arbeiten gehen!“. Dann bitte die Forderungen auf den Tisch: Nachzahlung Unterhalt der letzten 3 Jahre, plus zukünftiger Unterhalt von meiner Seite, die Anpassung des Titels, ggf fiktives Einkommen etc, habe ich abgelehnt um die Verhandlung nicht unnötig zu verkomplizieren. „Bitte einfach nur den Titel bedienen“, war meine Forderung. Daraufhin meinte der Richter, dass ich mit dieser (Minimal-)Forderung gar nicht vor Gericht erscheinen dürfte und er drauf und dran währe meinen Antrag auf VKH abzulehnen. Nach so viel Kompromissbereitschaft meinerseits, fühlte sich Papa so richtig in Kampfesstimmung und wollte den alten Titel auch noch wegklagen. Sein Anwalt ist erst einmal rot angelaufen und wollte seinen Mandanten bremsen. In Salomonischer Weisheit machte der Richter eine weiteren Vorschlag, der sogar auf das Ansinnen des Vater Rücksicht nehmen sollte:

Der aktuelle Titel ist gültig.
Der aktuelle Titel wird mit sofortiger Wirkung aufgehoben.
Neue Unterhaltschulden laufen nicht auf.
Der ausstehende Unterhalt wird rückwirkend nur für 3 Jahre gefordert.
Der ausstehende Betrag wird in monatlichen Raten von 100 DM gezahlt.
Sollte mehr als eine Monatsrate Verzug bestehen wird sofort der gesamte Betrag gepfändet. (Das sollte als Drohung ausreichen, meinte der Richter)

Die Kosten des Verfahrens sollte der Sohn übernehmen, da er rein rechtlich auf voller Länge verloren hätte. Kein Antrag gestellt, nur das bekommen was ihm vor dem Prozess auch zugestanden hätte und auch noch den Titel verloren. An dieser Stelle dachte ich, dass mich mein Vater umarmen und danken wird für so viel Mitgefühl. Denkste, der hat doch tatsächlich dieses Angebot abgelehnt, aus seiner innersten Überzeugung überhaupt nichts für seinen undankbaren Sohn (welcher ihn vor Gericht zerrt) zahlen zu müssen. Daraufhin hat der Richter einen Vergleich gedreht (drehen ist das richtige Wort) – da er es dem armen Studenten nicht zumuten wollte, für die Kompromissbereitschaft auch noch selbst zahlen zu müssen. Erst nach einer handgreiflichen Unterhaltung mit seinem Anwalt hat Papa eingewilligt. Mein Anwalt hat mir vorgeworfen seine Zeit gestohlen zu haben. Er hätte mich am liebsten für so viel Mitgefühl und Dummheit verhauen.

Hier wollte ich mich nochmal um den Titel bester Sohn bewerben. Papa war durch den Prozess sämtliche Unterhaltsverpflichtung los. Das Band war gerissen, er hat kein Wort mehr mit mir geredet. Das mit dem Titel sollte sich später noch als große Dummheit herausstellen. Die Monatlichen Raten wurden vorerst gezahlt, bis dann die Rechnung vom Anwalt kam. Da Geld immer knapp ist wem soll man es zuerst geben, dem undankbaren Sohn, oder dem drohenden Anwalt?
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#2
Ich verstehe es nicht. Worum gehts hier?
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#3
Wurden die alten DDR-Titel tatsächlich dauerhaft 1:1 umgestellt, so dass auch Jahre später weiter nach DDR-Recht 100 DM Unterhalt festgeschrieben waren statt die Beträge der Düsseldorfer Tabelle?

Zitat:Bafög gibt es nicht mehr wegen Überziehung

Die Absolution für die Überziehung kann nicht erteilt werden :-) Bevor man jemand auf Unterhalt verklagt, fordert man erst welchen und verlangt eine Einkommensauskunft, hat dein Anwalt sicher gemacht. Was hat sich denn daraus ergeben, wie steht der Vater da? Gibts noch weitere Kinder? Auch der Ausgang des Verfahrens war nicht klar. Endete es mit einem Vergleich, also freiwillige Zustimmung von dir oder mit Beschluss?
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#4
Tongue 
Worauf ich hinaus will? Er hatte mehr Angst vor seinem Anwalt als vor meinen Unterhaltsforderungen. So ging das Geld erst an den Anwalt. Deswegen kann ich zumindest nachvollziehen, dass heutzutage so immens Druck aufgebaut wird und spätestens bei der Drohnung nach totaler wirtschaftlicher Vernichtung findet sich meist immnoch irgendwo Geld, sprich Mindesunterhalt ist das kleinere Übel.

Eine Umstellung der DDR Titel ist nicht notwendig sie gelten weiter. Die Titel waren meist statisch und bis zur wirtschaftlichen Selbständigkeit ausgelegt.
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#5
Ja, genau! Man muss Druck aufbauen. Mit etwas Glück, dass einem meist hold ist, kann man irgendwo noch ein paar Kreutzer holen. Sch.. drauf, wie der Unterhaltsverpflichtete dann noch rum kommt, aber siehe da! Es war doch noch ein erkläglicher Rest zu finden! (Ironiebutton aus!)

Wenn man 18 oder älter ist und studieren durfte, (was für mich nicht möglich war und Geld war auch keines da), dann sollte man dankbar sein. Hat man Mist gebaut und es dauert "etwas länger", dann geht man zu seinen Eltern oder Elternteilen und fragt höflich (!) nach den Möglichkeiten. So gehört sich das! So bin ich erzogen worden! Gott sei Dank!

Das Benehmen der Anwälte bedeutet keinerlei Überraschung! Sie gehören der Unterhaltsmaximierungstruppe an. Dein Anwalt wollte Deinen Vater ausziehen und sich an seinem Restvermögen laben, was wegen Deines Entgegenkommens nicht möglich war und vielleicht auch seinen kruden Vorstellungen von "Unterhaltsrecht" zuwider lief.
Der Anwalt des Vaters wollte gerne ein dickes Faß aufmachen um noch richtig Kohle zu machen, was nicht ging, weil Dein Vater sich nicht an seine Anweisungen hielt und der Anwalt sich vor dem Richter nicht blamieren wollte.

Und Jetzt? Was hast Du erreicht? Einen in seinen Gefühlen total gekränkten Vater, der sich lediglich zum Zahlesel degradiert fühlt.
Eine Mutter, die nur den halben Bedarf aufbringen kann? Wie wäre es mit einem Aushilfsjob an der Tanke? Väter werden da gerne gerichtlich hin geschickt.
Ein Sohn, der sich zumindest mit einem Elternteil total überworfen hat, weil er keine Kohle bekommt. Nur wegen des Geldes? Würdest Du als vielleicht zukünftig gut verdienender Akademiker Geld einem bedürftigem Elternteil geben oder gar die Pflege übernehmen?

Aus der ganzen Geschichte lese ich etwas, dass sich mir schon längst bestätigt hat:

- Moral, Anstand, der Wille zum Familienfrieden und vernünftiger Umgang innerhalb der Familien, ist auf der Strecke geblieben-

Man muss sich das mal vorstellen: Heute rennen Familienmitglieder wenn sie etwas wollen (!) zum Richter und klagen es ein. Später als Erwachsene sitzen sie dann da und schwadronieren beim Bier, wie traurig sie im Grunde seien, dass sie keinerlei Kontakt mehr untereinander pflegen würden.

Armes Deutschland! Absolution nicht erteilt! Nachdenken! Setzen!
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#6
2. Teil Die Adoption

Ein paar Monate später wollte ich ihn dann wieder besuchen und mitteilen das die ganze Sache erledigt seit, Studium fertig, toller Job toll etc. Daraus wurde nichts, es war ihm egal, "... nur die blöde Pfändung sollte ich zurücknehmen". Das wars Ende der Geschichte.

Ich habe mich von meinem Ziehvater adoptieren lassen. Das ging relativ problemlos, ein Antrag vor Gericht, der Vater kann eine Stellungnahme abgeben und der Richter entscheidet.
Trotz fortgeschrittenen Alters gibt es noch die Möglichkeit einer Minderjährigenadoption, bei der so ziemlich alles rückwirkend angepasst wird.
Seltsamerweise "verfallen" die alten Titel aber nicht. Der ehemalige Vater ist nicht mehr Vater, aber der Titel bleibt gültig. Das ist mir unbegreiflich, erst eine "rückwirkende" Adoption durchführen, aber mit dem Titel hätte man noch pfänden können. Unterhaltsschulden wird man noch nicht einmal durch Adoption los.
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#7
(25-03-2014, 16:40)Tamil schrieb: Ein paar Monate später wollte ich ihn dann wieder besuchen und mitteilen das die ganze Sache erledigt seit, Studium fertig, toller Job toll etc. Daraus wurde nichts, es war ihm egal, "... nur die blöde Pfändung sollte ich zurücknehmen". Das wars Ende der Geschichte.

Ich hätte mich als Vater genauso verhalten.


Zitat: Der ehemalige Vater ist nicht mehr Vater, .....

Ich wusste gar nicht, dass die Eltern austauschbar sind? Obwohl: Stimmt ja. Wird seid Jahren in D suggeriert. Besonders bei Vätern soll das gut funktionieren.

Unterhalt wird ab Zeitpunkt der Adopiton nicht mehr fällig. Für die Zeit davor kann aus den Titeln noch vollstreckt werden.
Bei Dir wäre ich aber auf eine Verwirkung der Titel gegangen Big Grin
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#8
Hi Nappo, mit der Antwort hätte ich nun nicht gerade gerechnet. Ich kann deine Kränkung verstehen, aber bitte lies dir nochmal den Vergleich durch. Seit dem ich 18 bin, habe ich weder Unterhalt gesehen, noch gefordert - meiste Zeit wurde es eh durch Bafög abgedeckt.

Aber wenn die letzen Abschlussklausuren anstehen und mein Vater kommt mit dem Tip an der Tanke zu arbeiten, dann ist das wenig hilfreich.

Zitat:dann geht man zu seinen Eltern oder Elternteilen und fragt höflich
Höflich oder nicht, geholfen hat es nicht. Die Stelle hatte ich ausgelassen. Ich schreibe einen Brief - keine Antwort. Ich setze eine Frist - keine Antwort. Anwalt schreibt einen Brief - keine Antwort. Gericht lädt ein - immernoch keine Reaktion, erst im letzten Moment wird reagiert. Es gibt leider Menschen, die glauben man könnte Unterhalt aussitzen.

Und wie steht der Zahlvater da? Mit 1000 EUR Unterhaltsschulden. Die Meisten hier im Forum würden über die Summe lachen.

Mal ehrlich, 50 EUR aus einen bestehenden Titel zu fordern zeugt nicht unbedingt von Gier.

Zitat:Geld einem bedürftigem Elternteil geben oder gar die Pflege übernehmen?
Ja. Das setze ich in einer Familie vorraus. Meine Eltern sind für mich da, wenn ich sie brauche und umgekehrt.

(25-03-2014, 16:51)Nappo schrieb: Unterhalt wird ab Zeitpunkt der Adoption nicht mehr fällig.

Das ist ja gerade das seltsame, die Adoption wurde "rückwirkend" durchgeführt, als hätte man einen Minderjährigen adoptiert. Nach meiner Erwartung wären so auch alle Titel hinfällig, ist aber nicht.
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#9
Zitat:...man muss Druck aufbauen. Mit etwas Glück, dass einem meist hold ist, kann man irgendwo noch ein paar Kreutzer holen.

Wenn der Vater sich weigert auch nur 50 EUR Unterhalt zu bezahlen, damit der Sohn studieren kann, ist das ein Argument mehr für dieses Irrsinnssystem. Solche Väter braucht das System um Argumente für die Werkzeuge der Unterhaltsknechtschaft zu liefern.

Wenn man Kinder gemacht hat, sollte man dafür Verantwortung übernehmen und den Unterhalt nicht an Bedingungen knüpfen, ob der Sohn freundlich bittet oder nicht. Auch wenn es schwer ist, selbst Dankbarkeit kann man nicht einfach einfordern.
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#10
Na, du bist ja auch ein putziger Geselle. Entledigst dich deines Vaters durch Adoption und entblödest dich nicht dennoch einen Sermon über familiäre Verantwortung abzulassen.

Wir werden dich daran erinnern, wenn du dich aus deinem Akademikersalär für eine Frau, die dich an die Luft gesetzt hat, ein Kind, das du nicht siehst und für deinen pflegebedürftigen Adoptivvater dumm und dämlich bezahlst und dir hier Tipps fürs unterhaltsvermeidende Auswandern holst.

Nebenbei gesagt muss schon einiges passieren, damit man seinen Bafög Anspruch wegen Überziehung der Studienzeit verliert. Und noch einmal nebenbei gesagt hat das Sozialamt sehr wohl die Pflicht, dich zu beraten und hätte dir zumindest einen Zuschuss für die Krankenversicherung zahlen müssen und ggf. auch einen Zuschuss für die Wohnkosten. Aber das Sozialamt hast du ja nicht verklagt. Wenn du ein gesundes Verhältnis du deinem Vater gehabt hättest, hätte er dir sicherlich mit all seinen zur Verfügung stehenden Mitteln für die Phase der Abschlussprüfung, um die es dir angeblich nur ging, unter die Arme gegriffen. Warum hat dir deine Mutter eigentlich nicht unter die Arme gegriffen? Es ging doch nur um 50€ monatlich. Also meine Mutter hätte das gemacht und hat es auch gemacht.
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#11
(facepalm)
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#12
(27-03-2014, 06:42)Timo Sassi schrieb: Warum hat dir deine Mutter eigentlich nicht unter die Arme gegriffen?

Bitte mal den Text durchlesen und nicht nur auf Angriff gehen. Meine Mutter hat ihren Teil beigetragen. Leider hat das gerade für die Miete gereicht. Bevor her einer kommt und denkt, es sei ein Luxusapartment, das waren etwa 200 DM.

Die Hilfe mit dem Umgang beim Sozialamt hätte ich seiner Zeit gebrauchen können. Der pfändbare Titel wurde einfach als Einkommen gerechnet und so sämtliche weiteren Anfragen abgebügelt.

Zitat:Entledigst dich deines Vaters durch Adoption
Witzbold. Der Herr Vater hatte darum gebeten während er den Meister macht, keinen Unterhalt zu zahlen. Sprich er hat mich informiert, dass kein Geld mehr da ist und dass er deshalb nichts
zahlen kann.

Der Vater hatte sich seines Sohnes schon lange vorher entledigt. Dankbarkeit gab es für den Meister nicht, im Gegenteil keine Hilfe, als der Sohn sie gebraucht hätte. Damals hatte ich das sehr erst genommen. Heute ist mir das egal, den Titel hat er wieder bekommen, dafür hat er den Sohn aufgegeben.

Zitat:ein Kind, das du nicht siehst
Das wäre Teil 3. Ich kann hier im Forum von mehreren Seiten schreiben. Nach 6 Jahren habe ich es aufgegeben das Kind zu sehen und abgeschlossen. Seit der Zeit geht es mit gut. Wenn sie auf Familie ohne mich Wert legen, dann muss es ohne mich gehen. Egal, ob sie mich hasst, undankbar wäre, was auch immer, hängen lassen würde ich sie trotzdem nicht. Das ist an dieser Stelle einfach zu sagen, da ich weder ausgeplündert, noch verklagt worden bin. Das erhält im wesentlichen die Hilfsbereitschaft. Dennoch, sie kennt mich nicht, sie will mich nicht kennen, hatte mich aber nachdem 18. sogar einmal besucht.
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#13
(25-03-2014, 16:40)Tamil schrieb: 2. Teil Die Adoption

Ein paar Monate später wollte ich ihn dann wieder besuchen und mitteilen das die ganze Sache erledigt seit, Studium fertig, toller Job toll etc. Daraus wurde nichts, es war ihm egal, "... nur die blöde Pfändung sollte ich zurücknehmen". Das wars Ende der Geschichte.

Sei mir nicht böse aber wenn ich das so lese entsteht der Eindruck dass es Dir bei deinem Vater nur ums Geld geht. Da hätte ich dann auch keinen Bock einen auf cool mit Sohnemann zu machen. Das muss jetzt hier nicht weiter thematisiert werden aber es entsteht der Eindruck als gibt es noch mehr zu dem als was Du uns erzählst (ist kein Vorwurf, ich mein nur..story ist sehr einseitig)
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#14
Dein ganzer Text ist von Vatersehnsucht erfüllt. Sie ist so gross, dass du sogar noch als Erwachsener mit der Adoption einen längst irrelevant gewordenen formalen Akt durchziehst, um das Gefühl zu verstärken du hättest einen anderen Vater.

(27-03-2014, 08:29)Tamil schrieb: Nach 6 Jahren habe ich es aufgegeben das Kind zu sehen und abgeschlossen. Seit der Zeit geht es mit gut.

Und hier wiederholst du das Muster deines Vaters. Sicher, du wirst das ganz anders darstellen, aber passiert ist nichts weiter wie die gelebte Wertlosigkeit von Vaterschaft, so wertlos dass man sich selber rausnimmt - wie dein Vater. Mal verbrämt mit heren Gefühlen, mal vermutetes Desinteresse.

Diese vorgegebene Wertlosigkeit war einmal noch weit grösser wie heute, das ist dir vielleicht auch nicht bewusst. Deine Eltern sind nach DDR-Gesetzbuch geschieden worden und die DDR hat trotz aller nachträglicher Verklärung eine ganze Reihe von miesen deutschen Familientraditionen ebenso oder schlimmer praktiziert. So auch in §27 Familiengesetzbuch ein nicht durchsetzbares Umgangsrecht oder eine strenge Trennung in Erziehungsberechtigten und Nicht-Erziehungsberechtigten bei der Scheidung, selbst die gnadenlos vorgestrige BRD hatte nach dem BVerfG Entscheid ab 1982 die Möglichkeit der gemeinsamen Sorge. Dein Vater hat genau das gelebt, was ihm Staat und Gesellschaft vorgegeben haben: Vaterschaft ist zweitrangig, disponabel.

Die Frage nach dem Titel weiter oben hast du nicht verstanden. Dass DDR-Titel weitergelten, weiss ich, das habe ich auch so geschrieben. Aber war es denn blockiert, z.B. 1995 mit dem Titel aufzukreuzen und zu sagen "hey, wieso krieg ich nur 100 DM Unterhalt? Jetzt gilt doch die Düsseldorfer Tabelle, das wäre doch mehr? Zeig mal dein Einkommen, Auskunftspflicht." Hast du oder deine Mutter das getan? Und hat sich herausgestellt, dass dein Vater in Geld schwamm und er nur wegen reinem Geiz nicht zahlte? Deiner Schilderung nach habt ihr alle lieber eine zerstörerische Kultur des Schweigens und Missverstehens praktiziert.

Auch die Frage nach dem letzten Gerichtsverfahren war nicht klar. Hat der Richter nun einen Beschluss gefasst oder bist du einen Vergleich eingegangen? Ein Vergleich ist freiwillig, du hättest also alle Folgen des Gerichtsverfahrens freiwillig so gewollt und könntest niemand dafür verantwortlich machen.
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#15
(27-03-2014, 08:29)Tamil schrieb: Heute ist mir das egal, den Titel hat er wieder bekommen, dafür hat er den Sohn aufgegeben.

Nun, verglichen mit Dir waren meine Kinder aufrichtiger.

So lange ich die Fassade einer heilen Familie aufrecht erhielt, so lange ich dafür sorgte dass es allen gut ging, so lange ich Geld verdiente und sie alles es verbrauchten -

so lange brachten sie mir einigermassen ihren Respekt entgegen. Dass es Zuneigung zum Vater war, dass Gefühle im Spiel gewesen sein könnten, mag ich heute nicht mehr glauben.

Als man ihrer Mutter kein Geld mehr in die Hand geben konnte, als ich ihr Kontozugriff und Kreditkarten sperren musste, weil sie alles sofort in Alkohol umgesetzt hätte - kurz, als die Geldquelle versiegte und der Vater sich eine Wohnung ausserhalb des Dunstkreises suchte, war es aus mit den Gefühlen.

Die beiden älteren waren zu diesem Zeitpunkt bereits volljährig. Die Älteste, mittlerweile 27, gefällt sich darin als Anwältin ihrer Mutter aufzutreten. Mit ihr ist kein vernünftiges Gespräch mehr möglich, offensichtlich hat sie von ihrer Mutter zu viel genetisch mit auf den Weg bekommen. Der ältere Sohn spricht nicht mehr mit mir, seit das Familiengericht bei der Berechnung des Trennungsunterhalts für seine Mutter ihm zugemutet hat ( 21 Jahre alt, Beruf ausgelernt, wohnt im Haus das sein Vater gebaut hat und die Hypotheken zahlte zu diesem Zeitpunkt) einen Anteil von 450.- € monatlich für die Vollpension an seine Mutter abzudrücken. Weil er bis dahin nur 250.- € an die Mutter gezahlt haben will (stand nur auf dem Papier, geflossen ist das Geld nie...) ist sein Vater jetzt der Verbrecher. Seit Frühjahr 2011 lehnt er jeglichen Kontakt mit mir ab deshalb.

Der Jüngste ist jetzt 17 und will auch nichts mehr von mir wissen. Vor kurzem stand er vor Gericht wegen Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz (in der Anklageschrift des Staatsanwalts war von 2,5 Kilo Marihuana die Rede), er hat es sogar abgelehnt dass ich ihm einen Verteidiger bezahle. Wenn ich wissen will, ob er noch lebt, muss ich meine frühere Nachbarschaft befragen.

Ach ja, bevor jemand spekuliert: keines meiner Kinder wurde jemals körperlich bestraft oder mißhandelt. Jedes Kind hat exakt eine einzige Ohrfeige im Laufe seines Lebens kassiert, jedes Mal aus einem anderen Grund, aber nie unverdient. Jedes Kind hat eine Ausbildung (auf meine Kosten, versteht sich) gemacht oder ist gerade dabei wie der Jüngste, jedes Kind hat zur Volljährigkeit einen Führerschein plus Auto dazu gesponsert bekommen (die Tochter eine gebrauchte E-Klasse, der ältere Sohn einen Jeep Wrangler), trotzdem ist der Vater entsorgt, der verbrecher, diese Unperson.
Alleine die Nachfrage nach dem Abschlusszeugnis des Jüngsten wird als unzulässiger Eingriff gewertet und hat zur Folge, dass die Mutter das alleinige Sorgerecht beim Familiengericht beantragt und der jüngste Sohn dort dem Richter erklärt, er wolle mit seinem Vater nichts mehr zu tun haben.

Fazit: auch wer seine Kinder sponsort wird als Vater aufgegeben.

Wenn dann Vater also Sohn gegen Titel tauscht, kann ich das irgendwie verstehen. Sohn ist so oder so weg, dann behalte ich als Vater wenigstens die paar Kröten.

Austriake
Bibel, Jesus Sirach 8.1

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#16
@Timo: "Putziger Geselle" ;-) Lach...
@ p: Deine Rhetorik und Analytik ... Immer wieder Klasse
@Austriake: Danke für diese Story! Es gibt nichts weiter zu sagen.
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#17
nochmal ganz zum Anfang der Geschichte:
Du hast Bafög bekommen und dann nicht mehr wegen Überziehung der Regelstudienzeit...wie kommst Du dann auf die Idee Unterhalt einzufordern?
Möglicherweise hab ich es falsch verstanden aber für Extrarunden an der Uni gibt es halt kein Bafög und auch keinen Unterhalt.
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#18
(27-03-2014, 10:50)Austriake schrieb: so lange ich Geld verdiente

kein Geld mehr in die Hand geben konnte,

Hypotheken zahlte

Verteidiger bezahle.

Ausbildung (auf meine Kosten, versteht sich)

Führerschein plus Auto dazu gesponsert bekommen

hattest du denn früher mal auch mal die Gelegenheit und das Vergnügen deine Kinder zärtlich zu streicheln oder mit ihnen zu knuddeln,
mit ihnen zu raufen, ihnen mal aus Büchern vorzulesen oder nach einem Bad die Haare trockenzurubbeln oder sowas ähnliches?
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#19
(27-03-2014, 08:29)Tamil schrieb: ...und nicht nur auf Angriff gehen.

Das war kein Angriff. Ich habe mich lediglich einiger Ungereimtheiten in deiner Darstellung angenommen.

Naja, deine Leidensgeschichte in allen Ehren. Ich bin ja der Meinung, dass jeder ein Recht auf seinen Schmerz hat. Aber dass da einige Dinge nicht zusammenpassen, dürfte auch dir aufgefallen sein.
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#20
(27-03-2014, 17:49)pudding schrieb: hattest du denn früher mal auch mal die Gelegenheit und das Vergnügen deine Kinder zärtlich zu streicheln oder mit ihnen zu knuddeln,
mit ihnen zu raufen, ihnen mal aus Büchern vorzulesen oder nach einem Bad die Haare trockenzurubbeln oder sowas ähnliches?

Ja, hatte ich. Es hat trotzdem nichts genützt.

Sobald die Geldquelle versiegte, war das alles vergessen.

Austriake
Bibel, Jesus Sirach 8.1

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#21
Das ist mir unerklärlich und verwirrt mich... Confused
Mir ist es unvorstellbar daß meine Kinder mich einfach so fallenlassen wenn sie keine materiellen Geschenke bekommen würden Sad
Du hättest schon viel früher mit diesen Geschenken aufhören müssen.
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#22
(27-03-2014, 20:50)pudding schrieb: Mir ist es unvorstellbar daß meine Kinder mich einfach so fallenlassen wenn sie keine materiellen Geschenke bekommen würden Sad
Sie können Dich auch "fallenlassen", wenn Du Deine "von Natur aus gegebenen" Unterhaltszahlungen leistest!

In welcher Welt lebst Du? Noch nie was von PAS gehört?
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#23
Mein Beitrag war nur eine Replik auf @Tamils Verknüpfung von Unterhalt (Geld) und Vaterschaft.

Ich wollte nur beweisen, dass mit dem Bezahlen von Geld keine Vater- / Kind - Beziehung garantiert wird.

Austriake
Bibel, Jesus Sirach 8.1

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#24
(27-03-2014, 10:50)Austriake schrieb: Sohn ist so oder so weg, dann behalte ich als Vater wenigstens die paar Kröten.

Ja... das ist was dran.
Blöd nur daß man nicht in die Zukunft schauen kann.
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#25
(28-03-2014, 09:34)raid schrieb: Mir kommt es so vor, als erbten manche Kinder den schlechten Charakter ihrer Mutter.

Bei dir Austriake glaube ich, dass Du von Anfang an sehr auf die Ernährerrolle reduziert wurdest. Am Schluss müssen deine Kinder das Gefühl gehabt haben, dass Du nun die arme Mutter in ihrem Leid im Stich lässt.
Ich habe sehr oft miterlebt, dass gerade ältere Kinder ihrem Vater eine Trennung von der Mutter sehr übel genommen haben..

Ich würde an deiner Stelle nicht locker lassen. Vielleicht schreibst Du ihnen auch einen Brief, indem Du ihnen die Situation erklärst.

Ich will das jetzt nicht unnötig in die Breite treten, denn der Thread begann ja eigentlich ganz anders, aber:

Meine Ex hat eine HPS, eine histrionische Persönlichkeitsstörung (normalerweise sagt man ja, der Patient "leidet" an einer Krankheit. Meine Exe leidet darunter ganz gewiß nicht, dafür ihr gesamtes Umfeld). Ihr Vater war Alkoholiker, der hat nur die letzten paar Jahre vor seinem Tod nüchtern gelebt. Der Onkel, der in ihrem Elternhaus ein- und ausging, ist ein Pädophiler - grenzdebil schwachsinnig.

Irgendwo in diesem Umfeld hat sich meine Exe ihren Hau eingefangen. Wichtig ist nur, dass die HPS ( F 60.4 nach ICD-10 ) nicht therapierbar ist. Das alles weiß ich aber erst seit kurzem - egal, was auch immer ich getan habe oder hätte, es hätte im Endergebnis nichts geändert. Und als es dann ungefähr in den Jahren 2004, 2005 so richtig losging mit Alkohol und Psychopharmaka da waren die Kinder noch zu klein um sich zu trennen.

Die HPS hat die Exe an die Tochter weitergegeben - der gleiche pädophile Onkel ist auch bei uns ums Haus geschlichen und meiner Tochter nachgestiegen - ich habe ihn ferngehalten; aber irgendwann war ich beruflich ein paar Tage weg, da hat er von meiner Exe einen Hausschlüssel bekommen, für eine Flasche Schnaps. Insofern hat meine Tochter die gleiche Ausgangslage als Trauma erleben dürfen: der Elternteil, der hätte Schutz bieten sollen und können, hat die Kinderseele verkauft zur Suchtbefriedigung.

Die beiden Söhne fühlen sich wohl der Mutter verpflichtet, da sie die Opferrolle in oscarverdächtiger Qualität mimt.

Ach, ich höre jetzt an dieser Stelle auf, es wird mir selbst zuviel jetzt.

Austriake
Bibel, Jesus Sirach 8.1

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