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5jährige Tochter will nicht mit Vater verreisen
#55
Hallo an Alle!
Danke für Euer Anteil-Nehmen an meiner Geschichte. Ich find das Klasse! Ich bin nun zurück von einem schönen Abenteuer mit den Kindern und möchte Euch berichten.

Es war ja ein Auf-und Ab mit der Hoffnung, ob es klappen würde, dass meine Tochter ihrer ursprünglichen Lust und Neugier, das neue Zuhause ihres Papas kennenzulernen, folgt und es wagt trotz aller Ängste, sich auf den Weg zu machen. Danke auch für den deutlichen Hinweis dafür, meine Tochter mit dieser Frage in Ruhe zu lassen, da hier die KM in der Verantwortung ist nach dem Motto: Geht sie voran, wird die Tochter folgen. Mir ist an Euren Beiträgen noch mal klar geworden, dass hier die Gefahr droht, dass eine Entscheidung der Eltern (vor allem der KM) auf dem Rücken des Kindes ausgetragen wird. Vielleicht hat das auch die KM gespürt. Denn wider meine Erfahrungen mit ihr bekam ich am Tag darauf den Hinweis von ihr, dass der Halbbruder meiner Tochter einen Tag später durchaus mitfahren könne und wolle. Ich ging freudig überrascht darauf ein. Die KM war bereit, zwei Tage dranzugeben, so dass nun zwei Fahrtage und zwei Tage Aufenthalt rauskamen (sie hätte wahrscheinlich noch mehr Tage dazugegeben, aber aus beruflichen Gründen war ich nicht mehr in der Lage, meinen lange geplanten Urlaub über drei Tage hinaus zu verlängern.)

Dennoch war noch nichts entschieden, als ich meine Tochter und ihren Halbbruder am Samstag morgen abholen fuhr: in welcher Verfassung, wie vor- oder unvorbereitet und in welcher Stimmung würde ich sie antreffen? Würde ich wieder unverrichteter Dinge 700 km zurückfahren müssen? Ich gab die Hoffnung nicht auf, wollte ich doch für meine Tochter und ihren Halbbruder alles versuchen, zumal ich diesmal auch Signale der Kooperation durch die KM wahrgenommen hatte. Es hat sich gelohnt, die Hoffnung nicht aufzugeben. Bei Abholung war überhaupt keine Rede mehr von Ängsten oder anderen Hindernissen, sondern es herrschte Aufbruchstimmung und Vorfreude unter den Kindern so wie früher.

Und die Fahrt? Sie war lang, aber keineswegs ein "Horror", sondern gefüllte und genutzte Zeit für gemeinsames Spielen, Vorlesen, Malen, Landschaft entdecken... und auch Schlafen, denn beide schliefen von allein und zeitlich versetzt für je eine Dreiviertelstunde im Zug ein.

Sonntag und Montag waren dann erfüllte Tage. Sie staunten über die neue Wohnung und wie viel Platz da war, den sie gleich in Besitz nahmen. Die Schatzsuche war ein voller Erfolg, aber nicht das Interessanteste für die Kinder. Als ich sie auf der Rückfahrt fragte, was ihnen am meisten gefallen habe, sagten sie: Das stundenlange Staudamm-Bauen und Buddeln am Bach, - meine Tochter sagte, dass es kein schöneres Material als Matsch gebe, schöner sogar als Gold! - und das Klettern steiler Hänge hinauf, wo auch Felsen waren, das Finden der Quelle, aus der man Trinken konnte usw. - also das Spielen und Entdecken in der Natur. Über ihre Freude freue ich mich am meisten, weiß ich doch darum, dass dieser Teil bei der KM zu kurz kommt und die Kinder sehr häufig vor dem Fernseher sitzen (Ich selber besitze keinen mehr - und die Kinder haben ihn kein einziges Mal vermisst!).

Allerdings gab es auch einen Moment, wo auf beiden Seiten Angst hochkam. Am Sonntag am Mittagstisch gibt es Meinungsverschiedenheiten beim Thema Mittagsschlaf. Meine Tochter sagt, dass sie auf keinen Fall Mittagsschlaf machen werde. Wenn sie Mittagsschlaf machen müsse, dann wolle sie zurück zu Mama. Und ich habe ihr ja versprochen, sie dann zu Mama zurückzufahren. Ich antworte ihr freundlich, aber bestimmt: "Natürlich bringe ich Dich zu Mama, wenn Du Heimweh hast. Aber was jetzt ist, ist nicht Heimweh, sondern ein Machtspiel: Wenn Du nicht machst, was ich will, dann will ich zu Mama. Das geht nicht. Du weißt, es gibt Regeln bei Mama und es gibt Regeln bei Papa und dazu gehört der Mittagsschlaf. Und jetzt ist Papa-Zeit."
Nach einer Weile fängt meine Tochter an zu weinen. Sie schluchzt: "Ich will zu Mama, ich will zu Mama..." Ich frage, ob ich sie mal in den Arm nehmen kann, was sie bejaht. Dort beruhigt sie sich. Ich versichere ihr, dass wir schauen, wann ein Zug zurück nach Hause fährt. Nun sind es meine am Tisch sitzenden Eltern, die Angst bekommen, sie wissen aus meinen Erzählungen vom Hin-und Her der Tage zuvor. Die Oma sagt, dass es sicher heute keinen Zug mehr gebe, weil nur ein Zug am Tag nach Hause fahre. Ich widerspreche ihr und sage, dass es sicher mehrere Züge gebe und ich nach dem Essen schauen werde, wann einer fährt. "Wenn wir dann nicht die ganze Nacht unterwegs sind, nehmen wir diesen Zug nach Hause. Wenn es die ganze Nacht über geht, dann schlafen wir noch einmal hier und fahren dann morgen früh." Meine Tochter ist einverstanden. Dann geht es zum Eisessen und als die Großeltern verabschiedet sind, wollen die Kinder noch auf den Spielplatz, den sie entdeckt haben und... Und niemand hat mich irgendwann danach erinnert, doch nach einem Zug nach Hause zu suchen. Das war vergessen, da war die Gegenwart spannender als alle Ängste. Ich glaube, das lag vor allem auch daran, dass sich meine Tochter in ihren Ängsten von mir ernst genommen wusste. In dieser Sicherheit konnte sie sich dann der Gegenwart wieder öffnen und erlebte noch zwei spannende Tage mit ihrem Halbbruder bei mir.

Mal sehen wie es im Sommer werden mag. Die Kinder haben schon überlegt, was sie dann machen, wenn sie wiederkommen. Allerdings ist das auch schwierig, da ja die verschiedenen Umgangszeiten jeweils zu berücksichtigen sind. Auf die Frage, ob meine Tochter auch alleine wieder kommen wolle, sagte sie in der Weise des Machtspiels: "Ich komme, wenn ich keinen Mittagsschlaf mehr machen muss! Ich ging nicht näher darauf ein. Bei mir überwiegt die Dankbarkeit und Freude über die innige und erfüllte Zeit mit meiner Tochter und ihrem Halbbruder.
Danke für Eure Hilfe, das Hin- und Her davor habe ich durch Eure Beiträge besser verstehen und aushalten können.
LG Asturias


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RE: 5jährige Tochter will nicht mit Vater verreisen - von asturias - 25-03-2012, 00:32
RE: 5jährige Tochter will nicht mit Vater verreisen - von asturias - 26-03-2012, 16:33
RE: 5jährige Tochter will nicht mit Vater verreisen - von asturias - 29-03-2012, 00:19
RE: 5jährige Tochter will nicht mit Vater verreisen - von asturias - 05-04-2012, 00:12
RE: 5jährige Tochter will nicht mit Vater verreisen - von asturias - 05-04-2012, 12:44
RE: 5jährige Tochter will nicht mit Vater verreisen - von asturias - 08-04-2012, 00:54
RE: 5jährige Tochter will nicht mit Vater verreisen - von asturias - 09-04-2012, 17:30
RE: 5jährige Tochter will nicht mit Vater verreisen - von the notorious iglu - 06-09-2014, 21:58
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