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"Mutterfreuden" (nur Dampf ablassen)
#1
"Hilfe" ist nicht wirklich von Nöten, ich muss nur Dampf ablassen, um gelassen irgendwie weiter zu machen. ;-)

Die kleine Tochter meines Mannes hatte kürzlich Geburtstag.
Schon vor einem halben Jahr haben mein Mann & die Mutter (sogar schriftlich!) ausgemacht, dass die Kleine dieses Jahr nachmittags am Geburtstag bei uns ist. Vor ca. drei Wochen wurde das nochmal (da war ich auch dabei) in der routinemäßigen Terminbesprechung bestätigt.
Dazu sagen sollte man vielleicht noch, dass im Großen und Ganzen die normalen Absprachen halbwegs gut funktionieren, aber schon immer mal wieder durchblitzt, dass es bei "unterschiedlichen Interessen" oder besonderen Sachen nach deren Ansicht gefälligst die Mutter sein muss, die den Vorzug und die letzte Entscheidung hat (unabhängig davon, was das Kind vielleicht will oder was gut für es ist). Bisher war mein Mann da exorbitant diplomatisch, schon um nicht den gleichen Scheiß mit dieser KM zu haben wie mit der seiner anderen Töchter.

Naja, jedenfalls habe ich am fraglichen Vormittag - ganz die (blöde) brave "Zweitmama" - Geschenke verpackt, einen wunderhübschen Kuchen gebacken und alles für das versprochene Schwimmen-Gehen am Nachmittag vorbereitet.

Wir stehen also pünktlich mittags im Kindergarten und holen das Kind ab. Die schien ganz kurz leicht irritiert, aber das hat sich mir dann erst im Nachhinein erschlossen.

Gerade setze ich sie also ins Auto, schnalle sie an und freue mich bereits mit ihr gemeinsam auf`s Baden. Da höre ich hinter mir leicht aufgebrachte Stimmen.

Steht nicht plötzlich die Mutter neben dem Auto ?!?!?!
Oooooh - sie habe da was verwechselt, sie habe "vergessen" dass die Kleine heute bei uns sein soll, es täte ihr soooo leid, blablubber.

Ich knirsche mit den Zähnen. "Ähm - wir haben der Kleinen versprochen zum Schwimmen zu gehen und wollen gerade los. Aber wenn du magst, komm doch mit!"
Man ist ja schließlich flexibel.

Ach Nein, das ginge nicht, die Großeltern hätten Essen vorbereitet, ob sie die Kleine nicht wenigstens für eine Stunde mitnehmen könne, sie würde sie uns dann später vorbeibringen (wir wohnen einige km auseinander), oder wir könnten sie ja dafür am nächsten oder übernächsten Tag "haben"... Weiter Geschwall wie leid ihr das alles täte und wir sollten nicht böse sein, und man könne ja dieses und jenes...

Ich hätte so gerne "Nein!" gesagt, einfach nur "Du, tut mir leid, aber wir haben auch Sachen vorbereitet, Essen und Schwimmen gehen und Kuchen und Geschenke. Die Kleine freut sich schon darauf, gerade haben wir noch davon gesprochen."

Aber mein Mann war so perplex, dass er zunächst ansetzte "Naja, für eine Stunde..." War im Nachhinein gesehen ein "taktischer" Fehler, aber er/wir waren echt überrannt.
(Fast hätte ich angefangen zu lachen, denn bei der Hinfahrt meinte mein Mann im Auto noch "Irgendwie hab ich gerade die Horrorvorstellung, dass KM jetzt auch vorm Kindergarten steht und irgendwas faselt von Mißverständnis oder so...")

So unter dem Redeschwall, immer noch weiß keiner so recht wie die Situation nun auflösen (abgesehen von mir, ich wäre da diesmal rigoros gewesen), pirscht sich die Mutter an`s Auto ran, die Tür stand noch offen, ich daneben.
"Ach, Schätzchen, magst du nicht eine Stunde mitkommen zum Mittagessen?!?!?!" (Da hatte die Kleine übrigens schon Teile unseres mitgebrachten Zwischen-Snacks in der Hand.)

Und die Kleine schaut mich an, mit weit aufgerissenen Augen, fragend, total verunsichert, und mir hat es fast das Herz zerrissen. Und ich nicke nur.
Und dann schaut sie ihre Mutter an, die mit ausgestreckten Armen dasteht und sagt ganz leise "Ja".
Schnapp - ist das Kind aus dem Auto und unter viel scheinheiligen Entschuldigungen dampft sie ab. Sie würde sich gleich telefonisch melden, wie man dann jetzt heute weitermache.

Telefonat im Anschluss - Essen würde doch ein wenig länger dauern, aber sie würde sie uns dann so gegen drei Uhr bringen (schon klar, Pünktlichkeit ist auch total ihre Stärke...).

Ganz vergessen wurde erstmal von allen außer mir, dass so ein Badenachmittag nach dem KiGa zeitlich sehr begrenzt ist, weil wir ne gute halbe Stunde Fahrt zum Schwimmbad haben und es abends auch nicht zu spät werden darf, weil wir am nächsten Morgen zum Kindergarten wieder um halb sechs aufstehen müssen.
Ergo - eine Stunde (und dabei wäre es sowieso nicht geblieben, eher anderthalb bis zwei) Verzögerung bedeutet "Kein Schwimmen am Geburtstag" - oder, falls wir das dann wirklich noch auf Biegen und Brechen hätten umsetzen wollen, zumindest kein entspanntes Geschenke auspacken, Kuchen naschen und noch die gewünschten Spaghetti essen am Abend. Irgendwas wäre zwangsläufig flachgefallen.
Okay, vielleicht hatte ich auch zuviel geplant, aber hätte die Mutter nicht dazwischen gepfuscht, hätte es eben auch so geklappt wie geplant und versprochen.

Das Ende vom Lied - der Kleinen musste dann gesagt werden, dass Schwimmen für diesen Tag ausfällt. Und da wir die Kleine letztendlich dann auch nicht mehr aus der Geburtstagsfeier mütterlicherseits reißen wollten (die Großeltern hatten wohl unwissenderweise auch einen ziemlichen Akt geplant und die Kleine meinte dann auch, sie würde jetzt lieber dort bleiben und nicht nochmal von einem zum anderen wechseln), haben wir auf den gemeinsamen Tag verzichtet. Um nicht noch mehr Hin-und-Her und Verwirrung für das Kind zu schaffen. Immerhin sollte sie einen tollen Tag haben und nicht die meiste Zeit damit verbringen, von einem zum anderen hin und wieder zurück gereicht zu werden.

Das allerschlimmste an der Sache war dann aber, als die Kleine noch dreimal (!) anrief. Um uns zu fragen, ob wir nun böse auf sie seien, und ob und wann wir denn dann noch Schwimmen gehen würden/könnten, und sie würde ein Stück Kuchen für uns mitessen und habe uns furchtbar lieb.
Mein Mann hat ihr dann unter ganz vielen runtergeschlucken Tränen geduldig und sanft versichert, dass selbstverständlich niemand auf sie böse sei, sie ja auch überhaupt nichts falsch gemacht habe und wir natürlich ganz bestimmt bald das Schwimmen nachholen werden und sie sich keine Gedanken machen solle, sondern nur ihren Tag geniessen solle.

Was bleibt ist die Angst, dass bei der Kleinen irgendwie hängen bleibt wir würden unsere Versprechen nicht halten.

Wobei mein Mann dann noch mit seinem Psychologen telefoniert hat und der meinte, die Reaktionen wären schon richtig gewesen, das Kind würde das schon richtig einordnen, was uns betrifft.
Trotzdem war mein Mann mit den Nerven natürlich fertig. Das kostet so verdammt viel Kraft.


Vielleicht sehe ich das alles auch zu eng, aber je länger ich darüber nachdenke, umso mehr könnte ich kotzen, umso stärker wird die Wut und die Enttäuschung und der Schmerz darüber, warum ein kleines Kind so leiden muss unter der Egozentrik ihrer Mutter.

Ein "Versehen" war diese Aktion nämlich nicht. Was ganz ähnliches hatten wir nämlich schon am Geburtstag letztes Jahr und zu Weihnachten im Jahr vor. Und auch dazwischen immer mal wieder Vergleichbares, nur nicht so heftig bisher. Deswegen wäre ich persönlich dieses Mal auch nicht mehr zu Kompromissen bereit gewesen, schon gar nicht auf unsere Kosten, bzw. unter der Gefahr, dass die Kleine statt einem tollen Badenachmittag einen mehrfach geteilten Geburtstag verbringt.

Mir wird richtig übel wenn ich an die scheinheiligen Entschuldigungen denke und auch dieses von großen Augen begleitet "Ja aber die Großeltern haben Essen und Kuchen vorbereitet...."
JA UND WIR ETWA NICHT?

Für mich persönlich ist aber das Grausamste, dass die Kleine - ausgerechnet an ihrem Geburtstag - dieses Chaos und natürlich auch die damit einhergehenden Gefühle (so gut man sie auch immer zu überspielen versucht, sie ist sensibel und kriegt es halt doch irgendwie mit) mitbekommen musste. Ich krieg dieses Bild nicht aus dem Kopf als sie mich so total perplex angeguckt hat ohne eine Ahnung was sie jetzt machen sollte. Und mein Mann und ich mussten ihr aus der Situation raushelfen und ihr sagen dass trotzdem alles okay ist.

Letztlich ist es wegen dem gedankenlosen Egoismus der Mutter uns überlassen gewesen, im Interesse des Kindes einen Rückzieher zu machen, und ihr auch noch zu erklären, dass wir trotzdem zuverlässig für sie da sind und sie natürlich keine Nachteile aus der Situation hat. Die Familie der Mutter hatte also einen schönen Nachmittag - auf ganzer Linie auf unsere Kosten. Danke auch.

Nunja - wir hatten dann zu Hause einen sinnlosen Geburtstagskuchen (den ich selbstverständlich am "Nachholtag" nochmal backen werde) und eine gepackte Badetasche stehen.

Gerade ist Entwicklungsgespräch im Kindergarten und danach wollten mein Mann und die Mutter sich noch besprechen, unter anderem wegen dieser verpatzten Angelegenheit. Da bin ich ja mal hochgradig gespannt.

Eines muss man ja ganz klar sehen - natürlich ist diese KM kein Vergleich zur anderen, immerhin "gewährt" sie großzügigen Umgang und Mitspracherecht - aber wenn man genau hinschaut, dann eben auch nur da, wo es ihr passt. Und wenn ihr mal was nicht passt - naja, dann biegt man es sich unter viel unschuldigem Getue eben so hin. Ob wohl langfristig dem Kind überhaupt damit gedient ist, wenn man gute Miene zum bösen Spiel macht und auf Kosten der eigenen Nerven die Situation für das Kind entlastet (während sich die KM ins Fäustchen lacht, dass ihre Rücksichtlosigkeit - im Zweifelsfall auf Kosten des Kindes - ihr das gewünschte Ergebnis gebracht hat)? Oder verzögert sich nur das Unvermeidliche?

Bleibt letztlich nur die Frage, ob man das alles einfach so akzeptiert, das Beste draus macht, den immer wieder aufkommenden Ärger schluckt und sich damit abfindet, dass die vordergründig akzeptierte "gleichberechtigte Elternschaft" eben doch nur mehr oder weniger eine nette Floskel ist, die recht bald an ihre Grenzen stösst - oder ob man (auch) hier ein Faß aufmacht (gutes Zureden, Bitten und Diplomatie haben nichts gebracht) mit dem Ziel, dem Kind wirklich zwei gleichwertige Elternteile zu geben unter dem Risiko, dass der bisherige (einigermaßen erträgliche, wenn auch regelmäßig extrem kraftraubende) Status Quo zusammenbricht?!
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"Mutterfreuden" (nur Dampf ablassen) - von Jessy - 06-02-2014, 10:13
RE: "Mutterfreuden" (nur Dampf ablassen) - von Nappo - 07-02-2014, 13:42

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