Themabewertung:
  • 3 Bewertung(en) - 3.67 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Ein Fall wie Hunderttausend andere
#2
Die Fortsetzung:

Eine der Fragen nächsten lautete "Noch einmal Kinder, Partner- und Vaterschaft erleben?" Wieso eigentlich nicht, wieso soll ich mir das einfach so aus dem Leben nehmen lassen? Zu verlieren gab es ohnehin nichts mehr, nur noch zu gewinnen. Eine neue Beziehung entstand, ohne dass ich aktiv danach gesucht hätte, so wie immer. Sie begann etwas anders wie sonst, nämlich mit klaren Ansagen, ich habe offen erzählt was mit mir geht und was nicht, zum Beispiel eine Ernährerrolle. Die Partnerin war von Anfang an einverstanden. Gemeinsam gewollte Kinder kamen. Mehrere. Sorgerecht und Vaterschaft haben wir noch in den ersten Monaten der Schwangerschaften lange vor dem Geburtstermin gemeinsam beurkundet, erst mit Zustimmung der Mutter wird man in Deutschland gemeinsam sorgeberechtigt, früher nicht einmal das. Diese Beziehung ist bis heute erfüllend geblieben und macht auch vieles möglich, was alleine unmöglich geblieben wäre. Wir erziehen die Kinder vom ersten Tag an gemeinsam und ich bin de facto Unterhaltsempfänger. Dies stellt genau das Gegenteil von dem dar, wozu man mich vorher mit aller Gewalt zwingen wollte. Wir nutzen das von Staat und Gesellschaft geschaffene Ökosystem, kämpfen nicht gegen Gesetze, sondern nutzen die von ihnen erzeugte Strömung in ganz eigener Weise für uns.

Nachdem das erste Kind wieder gelegentlich kommen durfte, bildete sich trotz der eingeschnürten Kontakte eine feste Freundschaft zwischen den Halbgeschwistern. Das erste Kind spürte und genoss familiäre Nestwärme, erlebte Beziehungen zur übrigen Verwandtschaft, Freundschaft. Der Ex blieb das nicht verborgen und es missfiel ihr: Umgangstermine liess sie beispielsweise präzise wie ein Uhrwerk ausfallen, wenn sie erfahren hat, dass an diesem Termin ein Familienfest gefeiert wird. Fiel der Umgangstermin auf einen Geschwistergeburtstag, dann ist er jedesmal kurz vorher abgesagt geworden. Das Trennungskind kam damit klar, dass es keine Eventereignisse bekam. Es lebt in einer Innenstadt, ging in eine Brennpunktschule. Die Ex ist versumpft, fördert nichts ausser ihrer eigenen Fettsucht. Das Kind erlebte zwei streng getrennte Umgebungen.

Im Privatleben haben wir uns von vielen Dingen abgekoppelt und betreiben dafür Anderes, z.B. Subsistenz- und Tauschwirtschaft, sofern das im engen und immer fremder werdenden Deutschland möglich ist, wäre nicht die Familie, wäre ich schon lange sehr weit weg.

Das Kind hat der Mutter irgendwann widersprochen. Beim vom Richter festgelegten "Gesprächstermin" hat das Kind im Beisein einer unfähig-bösartigen Jugendamtsfigur trotz Druck von aussen leise, aber bestimmt darauf bestanden, erstmalig einen Tag an Weihnachten und die halben Ferien beim Papa und den Geschwistern zu verbringen. Die Ex wollte das so nebenbei zusammenstreichen, wie es immer tut. Danach wurde sie sehr still, die Ex riss das Kind nach dem "Gespräch" aus dem Raum und rollte ohne ein Wort ab.

Das war das endgültige Ende. Prompt begann eine neue Phase mit Boykotten und Manipulationen, die sich über Monate steigerten. Die üblichen Dinge wie zum Beispiel: Sie meldete das Kind zu Veranstaltungen an, die an Umgangstagen stattfanden. Das Kind hatte mir die Absage selbst zu schreiben, Brief mit Absage in Formulierung der Mutter, darunter aber eine Kinderzeichnung, die genau das Gegenteil der Absage ausdrückte. Häuser mit Familie, in denen gemeinsam gewohnt wird. Telefonkontakte zum Kind blockierte die Mutter immer schon radikal, obwohl sie Kontakt vor Gericht ausdrücklich zugesagt hat. Und noch tausend Stiche mehr. Die kriminell unfähige Jugendamtsfrau gab allem Rückendeckung. Die Geschwister heulten und verstanden nicht, warum das Kind nicht kommt, denn nach dem letzten mir diktierten Termin war Ende.

Jugendamt, Gerichte und überhaupt die ganzen Klimmzüge waren mir so wie die gesamte Situation aber so zuwider geworden, dass ich nicht mehr weiterkämpfte, sondern die Tür offenliess, ansonsten ruhig blieb. Das wirkte überraschenderweise überwiegend als positiver Schub bei mir, eine Handlungsweise die eigentlich schon Jahre früher richtig gewesen wäre. Keine komplizierte Logistikakrobatik mehr, um zu stärksten Stauzeiten quer durch Land zu fahren um das Kind zu holen und zurückzubringen, keine bangen Erwartungen ob wieder kurz vorher abgesagt wird, kein Ärger über neue Schwachsinnigkeiten und ganz besonders erfreulich: Kein Kontakt mehr mit den kriminell minderbegabten Schwachmaten der Helferindustrie. Der Stress verringerte sich und sich mehr aufs eigene Leben zu konzentrieren statt auf aufrechterhaltung von lächerlich wenig Umgang trotz ständigem Gegendruck ich schon viel, viel früher machen sollen. Natürlich denkt man weiterhin ans Kind, aber auch das verblasst.

Schliesslich traf nach zwei Jahren ein seltsamer Brief des Kindes ein. Es wollte relativ kurzfristig an einem Wochenende kommen. Uns mal wieder sehen. Wir hatten gerade zufällig Extremstress, ein Familienangehöriger lag im Sterben und unverschiebbare Termine. Also per Brief geantwortet: Geht leider nicht an diesem Termin, aber ein bisschen später sehr gerne. Nach Monaten ein neuer Brief: Es wollte gerne kommen. Okay, klar - es kam. Das grösser gewordene Kind war unsicher, nervös, hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, aber es wurde schliesslich ein schönes Wochenende. Ich habe wie immer keine grossen Themen angesprochen, sondern einfach Normalität und Selbstverständlichkeit gegeben. Über ihre Mutter verlor ich ebenfalls wie immer kein Wort, auch nicht indirekt.

Dank dem Smartphone, das es mittlerweile hatte änderte sich plötzlich noch mehr. Die Kommunikation war auf einmal da, weil unkontrollierbar von der Mutter. Das ist schon ein Witz: Dreimal bin ich vor Gericht gewesen, viele Helfer waren beteiligt, die Zusagen und die Rechte waren eindeutig und trotzdem bekam ich alles Versicherungen zum Trotz beispielsweise niemals ein Zeugnis zu Gesicht. Auf Nachfrage am Schuljahresende in zwei Sekunden ein Zeugnisfoto direkt von ihr zu bekommen war ganz neu. Wir vereinbarten eine gemeinsame Ferienwoche, für die es sofort zusagte. Wir vereinbarten wieder regelmässigen Kontakt. Alles jetzt direkt mit dem Kind. Auch die Kommunikation der glücklichen Halbgeschwister untereinander begann wieder.

Irgendein Funke glühte beim Kind immer und sich schliesslich von selbst zu uns durchzubeissen war eine echte Leistung. Es konnte sich auch an viele Details von früher erinnern. Wir waren viel präsenter wie es den Eindruck hatte. Eine Elternbeziehung existiert trotzdem nicht, dazu fehlte immer viel zu viel, es ist eher der Bekannte in der Nähe der Halbgeschister. Von der mütterlichen Gnade ausgeschlossene Trennungsväter bleiben immer randständige Nebenfiguren, Staat und Gesellschaft sehen sie sowieso nur als ein Gebrauchsmittel für Unterhalt, der Rest wird als manchmal nett, manchmal ärgerlich aber letztlich als entbehrlich gesehen.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Ein Fall wie Hunderttausend andere - von p__ - 23-12-2009, 17:08

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste