(09-01-2010, 12:51)p schrieb: [ -> ]Wir schmoren sehr im eigenen Saft, rezipieren viel und produzieren wenig, das nach aussen dringt.
...
Was meint ihr zu so einem Projekt? Ist das Schwachsinn, viel Aufwand für nichts?
Grundsätzlich hat p ja Recht. Dazu von mir ein paar Gedankensplitter.
a)
"Wir rezipieren (zu) viel": Das Rezipieren liegt aber auch in der Natur eines Mediums wie einem Internet-Forum.
b)
"Eine Zeitlang waren Kommentare in Medien ganz hilfreich, wenn Artikel über Väter, Unterhaltsrecht, Familienrecht kommentierbar waren.": Wer meint, über Kommentare zu Artikeln der etablierten Presse etwas zu bewegen, ist sehr naiv strukturiert. Es war klar, dass das sofort zurückgefahren wird, wenn das in eine andere als geplante Richtung läuft. Die Idee seitens der Medien ist die Interaktivität, man will durch aktives Einbinden den Leser an sich binden. Das nennt sich Produktbindung. Es ist sonnenklar, dass die Kommentarfunktion dort nicht als Aktionsplattform für uns gedacht war. Sobald die Kommentare besser sind als der Artikel dazu, wird es peinlich für die Medienmacher, und die Funktion muss abgeschaltet werden. Es war von vorneherein klar, dass das eine Sackgasse war.
c)
"das Niveau ist unterirdisch": Es gibt ja inzwischen einige Webseiten, die Themen zu Familie, Scheidung, Väter, Unterhalt, Jugendamt, Missbrauch mit dem Missbrauch, Frauenhaus, Feminismus etc. beschäftigen, doch sehr viele den Charme eines wilden Papierhaufens (
www.pappa.com) oder haben den Charme der 1980er Jahre (Beispiel:
www.wgvdl.com) Inhalte sind also schon da, aber die Präsentation ist der Wichtigkeit der Thematik überhaupt nicht angemessen.
d) Die TrennungsFAQ ist eine der wenigen Informationsseiten, wo Qualität von Inhalt und Präsentation stimmig sind. Auch deutschlandflucht.net hat sich zu einem Positivbeispiel gemausert. MANNdat ist von Erscheinungsform und Inhalt auch nicht schlecht. Aber die Negativbeispiele überwiegen die Positivbeispiele doch sehr.
e)
"Ist es sinnvoll und machbar selbst eine Publikationstätigkeit zu starten?": IMHO ist die Frage falsch gestellt. Es gab (Genderama) und gibt (FemokratieBlog) ja durchaus vorzeigbare Publikationstätigkeiten. Das ist IMHO aber nicht der entscheidende Punkt. Der Leser fragt sich aber immer, wer hinter einer Publikation steht. Es ist eben etwas anderes, ob eine große Partei wie die CDU etwas publiziert oder ob dies ein parteiloser Abgeordneter tut.
f) Bei einer Publikationstätigkeit sind Qualität von Inhalt und Form zwar wichtig, aber die entscheidende Frage ist dann, was passiert damit.
g) Wenn ich für mich selbst spreche, dann durchsuche ich das gesamte Internet und suche für die Themen, die mich interessieren die dafür guten und wichtigen Dokumente zusammen. Will sagen, ich brauche es eigentlich nicht, dass es irgendwo eine Publikationstätigkeit gibt, die mir das nochmals vorkaut.
h) Ich habe für mich alles Wichtige aus dem Internet heruntergeladen, auch das eine oder andere Buch gekauft und habe meine elektronischen Lesezeichen und Linklisten. Im Prinzip müsste ich nur diese Linkliste veröffentlichen, so wie auch die TrennungsFAQ eine Linkliste hat, wo die entscheidenden Dokumente aufgeführt sind.
i) Ich habe im Internet gute Dokumente und Webseiten gefunden, die Frauenhaus, Jugendamt, Trennung/Scheidung/Unterhalt, Feminismus, Genderismus u.s.w. treffend und ausreichend beschreiben. Das muss man nicht immer wieder in neue Sandkuchenformen gießen.
j) Es hat auch keinen Sinn, immer wieder etwas Neues anzufangen im Sinne eines neuen Internetprojekts.
WikiMANNia ist ein Projekt, das existiert und das es wert wäre, weiter ausgebaut zu werden. Zu jedem uns relevanten Thema könnte dort ein einführender Artikel geschrieben werden und im Anhang alle relevanten Quellen angeführt werden. Ich für meine Person sind verfügbare Informationen lieber, wo ich mir selbst eine Meinung erarbeiten kann, als dass bei einer "Publikationstätigkeit" ein Autor oder Redakteur mir das Thema in irgendein ("politisch korrekt" oder nicht) Weltbild einordnet.
k) Was ich viel wichtiger fände ist, eine wirkungsvolle Lobbyarbeit aufzubauen. Publizieren kann man schließlich viel, das Internet ist dankbar für jeden Sturm im Wasserglas, die Kunst wäre es aber im realen Leben eine Lobby aufzubauen, die der Frauen- und Gender-Lobby die Stirn bieten kann.
l) Mir gibt es in Deutschland zu wenige Typen wie Rumpel, der mit "Lachanwalt" und "Zwergnasenrichterin" dem "System" den Stinkefinger zeigt. Ich habe gerade vor zwei Tagen mit einem Italiener (den ich auch aus dem Internet kenne) über das Thema gesprochen. (Anlass war
BGH: Unterhaltsansprüche vom anderen Ufer). Sein Kommenar war, nicht die Politiker (welche die Gesetze machen) noch die Richter (welche die Urteile machen) sind das Problem, sondern die deutschen Männer und Väter, die keine Eier in der Hose haben und alles mit sich machen lassen. Wer in Beispielen wie dem Zitierten nicht sich vor dem Richter aufbaut und sagt,
"Ich werde heute noch meinem Arbeitgeber eine Kündigung schickten, morgen werde ich Hartz4 beantragen und übermorgen können Sie Ihren ausgeurteilten Unterhalt selbst zahlen!", habe er mit den Opfern kein Mitleid.
Auf den Beitrag von p übertragen, wir können publizieren soviel wir wollen und im Internet mit Wattebäuschchen werfen, das hilft alles nichts. Es ist letztlich nur eine Beschäftigungstherapie. Solange Männer ihren Rücken nicht gerade machen, ein entschlossenes Funkeln in den Augen kriegen und mit fester Überzeugung sagen "Ich lasse mir das nicht länger gefallen!" und "Zahlt Euren Unterhalt doch alleine!" wird sich nichts ändern, und jede Publikationstätigkeit bleibt Makulatur.
m) Wenn ich beispielsweise auf vaeterwiderstand.de lese, Männer sollten mehr den Klageweg einschlagen, dann ist das auch eine Sackgasse, die nur die Helferindustrie in Gestalt von Juristen die Taschen füllt. Man kann bei
Georg Friedenberger nachlesen, dass unter Juristen seit der Familien(un)rechtsreform von 1977, dass das gesprochene Recht Unrecht ist und keine ethische Grundlage hat. Aber es ist politisch gewollt und die Juristen verdienen dran, und deshalb wird es nicht geändert. Um das aber zu ändern hilft es nicht auf dem Klageweg den vorgegebenen Trampelpfade zu folgen und sein Geld in Form von Rechtsanwaltshonoraren und Gerichtsgebühren aus dem Fenster zu werfen.
n) Deutsche Männer trauen es sich nicht, Jugendamtsmitarbeitern in [Unterschreitung des Mindestniveaus] zu schlagen, die Kindesentziehung und PAS Vorschub leisten und Familienrichtern den Stinkefinger zu zeigen, und deshalb werden die Daumenschrauben immer weiter angezogen (Stichwort:
Düsseldorfer Tabelle 2010) und wir werden weiter verarscht wie im Beispiel
Unterhaltsansprüche vom anderen Ufer
o) Aus diesen Gründen verdrehe ich innerlich immer die Augen, wenn ich auf Diskussionen von neuen Internet-Projekten und Publikationsvorhaben stoße.
p) Der "Väteraufbruch für Kinder e.V." soll, wie ich mehrmals gehört haben, ein richt zahnloser Tiger sein, obwohl er wohl doch so einige Väter erreicht. Aber offenbar sind das alles Väter (oder besser Trennungsväter), die sich mit dem "System" gut stellen wollen, und für das eine oder andere kleine Zugeständnis beim Umgangsrecht oder Unterhalt "Männchen" machen und sich am Nasering durch die Manege führen lassen. Der Italiener hat vollkommen Recht, offenbar leiden deutsche Männer noch nicht genug und es muss erst noch schlimmer werden, damit sie endlich aufwachen und für ihre Selbsterhaltung und ihre Interesssen aufzustehen beginnen.
Auch der vaeterwiderstand.de scheint mir (auf den ersten Blick) ein kleiner Sektiererverein zu sein. So kommen wir aber nicht weiter. Wir brauchen nicht mehr Publikation, die eigene Erfahrung vieler tausend von Vätern ist wesentlich überzeugender als jede "Kampfschrift", wir brauchen eine Änderung in der Mentalität, an die Energie für eigene Rechte einzutreten und mehr Mut, sich der immer umfassender werdenden Umklammerung von Staat, Feminismus und Genderismus zu wiedersetzen. Diesen Mut aber sehe ich in Deutschland nicht, nicht mal ansatzweise.
q) Ein Internet-Projekt, das wirklich nötig wäre, ist ein
Jugendportal, das unsere Themen in angemessener Form an die Jugendliche und junge Männer (die nächsten Zahlesel und Scheidungsopfer) transportiert.
Wir, die wir hier schreiben, geben wir es doch ruhig zu, sind vom System verheizt, verbraucht, abgewickelt. Wir werden die Verhältnisse nicht mehr drehen. Ergo müssten wird die junge Generation erreichen, damit diese nicht in die Fallen fällt, in die wir gestolpert sind, die sich verweigert und frischen Wind in die Sache bringt.
Statt sich aber an diese Zielgruppe zu richten, brüten wir in unserem eigenen Saft, lecken unsere Wunden und arbeiten uns an Familienrichtern, Jugendamtsmitarbeitern und Feministinnen ab. Diese Strategie bringt gar nichts. Wir müssen an die Jungen ran, damit diese Durchblick kriegen und deutlich machen "Mir uns nicht!"
Erst wenn sich Männer weigern, vor den Traualtar zu treten, zum Standesamt zu gehen und auch nicht bereit sind, mit ihrer Freundin zusammenzuziehen (womit sie eine Bedarfsgemeinschaft gründen würden, woraus der Staat Unterhaltspflichten für den Mann ableitet), dann droht das System trocken zu laufen und dann kämen Dinge auch in Bewegung. Aber bestimmt nicht wegen ein wenig Publikationstätigkeit hier und dort, die dann die Jugend überhaupt nicht erreicht.
Vergesst es, Leute!
Hat anderes zu tun - Mus Lim